Pflegemaßnahmen für den Erhalt der "Steckelsdorfer Sanddüne"

Mehr Arbeitseinsätze zum Erhalt des geschützten Biotops geplant

Der NABU Westhavelland betreut neben mehreren Streuobstwiesen, Feuchtwiesen und anderen gefährdeten Biotopen in der Region auch die „Steckelsdorfer Sanddüne“, welche 1983 zum Flächennaturdenkmal (FND) ernannt wurde. Als Flächennaturdenkmal wurden nach dem Landeskulturgesetz der DDR sehr naturnahe, stark gefährdete Kleinbiotope mit einer geringen Flächengröße bezeichnet, die seltene Tier- und Pflanzenarten aufweisen.

Dieses nach Bundesnaturschutzgesetzt und der Biotopschutzverordnung Brandenburg geschützte Biotop zählt zu den offene (natürlichen) Binnendünen.

Diese Lebensräume sind vor langer Zeit als Sandverwehungen nach den Eiszeiten entstanden. Am Ende der Eiszeiten sah die Landschaft bei uns ähnlich baumlos und mit lückiger Pflanzendecke aus, wie heute in der Tundra. In dieser Zeit sind Binnendünen durch Anwehungen von Sanden entstanden. Ihre aktuelle Erscheinung verdanken sie aber dem Einfluss des Menschen. Durch Beweidung und die damit einhergehende Trittbelastung hat es immer wieder freigelegten Sandflächen gegeben, die wiederum neu von Pflanzen besiedelt werden konnte.
Unter den extremen Wachstumsbedingungen bilden Binnendünen mit Silbergras und Sand-Straußgras einen lückige Rasen - sogenannte Sandtrockenrasen.

 

Im Mittelalter wurden durch Übernutzung auch ganz neue Sandflächen freigelegt welche bis dahin bereits zugewachsen waren. Dies ist wichtig zu wissen, wenn man die zukünftige Entwicklung dieses Lebensraumes vor Augen hat: ohne entsprechende Nutzung kann der Lebensraum nicht erhalten werden. Dazu gehören insbesondere "Störungen" der Pflanzendecke. Nicht zuletzt deshalb finden sich heute große Sandmagerrasenflächen noch auf Truppenübungsplätzen, da dort regelmäßig "Störungen" auftraten. Das muss man auch deshalb betonen, weil die Aufgabe von Truppenübungsplätzen auch zum Verlust dieses Lebensraumes führen kann, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreift.

 

Extreme Temperaturen, geringe Wasserspeicherkapazität und durch Nährstoff- und Humusarmut gekennzeichnete Böden charakterisieren diesen Lebensraum. Die Sonneneinstrahlung können ebenfalls extrem sein. Die lückigen Sandmagerrasen sind als Pionierstandorte zu bezeichnen. Vor der Besiedlung durch die Pionierarten der Sandrasen sind die Binnendünenstandorte meist gänzlich vegetationsfrei. Das lockere Substrat wird durch den Wind oft umgelagert, bis es durch zunehmende Vegetationsbedeckung zur Festlegung des Sandes kommt. Langfristig schließt sich die Pflanzendecke ganz und dieser Lebensraum geht in einen Waldlebensraum über.

 

Die Nutzung durch den Menschen - nicht selten als Weidefläche für Schafe - hat zum Erhalt der Lebensräume bis in heutige Zeiten geführt, allerdings ist ihre Ausdehnung - verglichen mit ihrer früheren Anteilen - deutlich zurück gegangen. Binnendünen stellen in vielen küstenfernen Bundesländern deshalb eine Besonderheit dar.

 

Bedeutend sind Binnendünen mit offenen Grasflächen für die Tierwelt. Unter den Insekten sind insbesondere Hautflüglerarten wie verschiedene Wildbienen und Grabwespenarten, Heuschreckenarten und Käferarten genannt. Außerdem auch zahlreiche Spinnenarten. Im Bereich der „Steckelsdorfer Sanddüne“ findet sich u.a. ein ganz besonderer Falter.

Der Schwarzgefleckte Bär oder Fleckenbär (Chelis maculosa) ist ein Nachtfalter aus der Unterfamilie der Bärenspinner (Arctiinae). Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 32 bis 34 Millimetern. Ihre Vorderflügel sind hellbraun und haben dreieckige oder viereckige, aber auch rundliche schwarze Flecken. Die Hinterflügel sind dunkelrosa und haben, vor allem auf dem Rand, größere schwarze, etwas ins graue gehende Flecken. Die Raupen werden ca. 25 Millimeter lang. Sie sind grau bzw. graubraun gefärbt und haben einen rostbraunen Längsstreifen auf dem Rücken und an den Seiten in der gleichen Farbe kleine Flecken. Ihre Haare sind grau, mittellang und büschelweise angeordnet.

 

Sie leben in sehr warmem, nur leicht bewachsenem, steppenartigem Gelände und auf Sandboden. Sie kommen überwiegend in Südosteuropa bis Ungarn und in den Südalpen häufig vor. In Deutschland sind sie vielerorts verschwunden und kommen nur mehr im Kyffhäuser-Gebiet und bei uns hier in Brandenburg vor. Die Larven fressen vor allem Echtes Labkraut (Galium verum), welches auch in der „Steckelsdorfer Sanddüne“ vorkommt.

 

Hauptgefährdungsursachen der offenen Binnendünen mit lückiger Vegetation sind Nutzungsaufgabe und dadurch Weiterentwicklung hin zu Wäldern, Aufforstung (meist mit Kiefer, da diese dort noch wachsen kann) und Nährstoffeintrag. Ein besonderes Problem stellt dabei der menschenbedingte Nährstoffeintrag über die Luft dar, welcher den Boden düngt und dadurch zu verstärktem Zuwachsen der mit Kiefern und anderen Pioniergehölzen führt.

Fast immer ist daher eine Pflege der offenen Sanddünen erforderlich, um diesen sensiblen und wichtige Lebensraum zu erhalten. Eine mäßig intensive Schafbeweidung, gelegentliches Brennen oder mechanischen Offenhalten des Bodens ist erforderlich, um der natürlichen Entwicklung entgegenzuwirken.

 

Der NABU Westhavelland ist daher bestrebt, die Flächen frei von Robinien, Espen und Kiefern zu halten und offene Sandflächen zu schaffen bzw. zu erhalten.

 

Wenn Sie sich aktiv für den Artenschutz vor Ihrer Haustür einsetzen und an einem unserer Arbeitseinsätze zum Schutz dieses sensiblen Biotops mitwirken wollen, melden Sie sich gern bei uns. Wir freuen uns über jede helfende Hand bei Maßnahmen zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenarten.