Die fleißigen Bienchen kennt wohl jedes Kind, sei es durch bekannte Kinderlieder, Bücher oder Zeichentrickserien. Weitgehend unbekannt sind den meisten jedoch die elementar wichtigen Aufgaben, die die kleinen Helferinnen tagtäglich meistern.
75 Prozent der globalen Nahrungsmittelpflanzen sind von der Bestäubung insbesondere durch Bienen abhängig. Allein für medizinische Zwecke verwenden wir heute über 50.000 bienenbestäubte Pflanzenarten. Außerdem haben wir Menschen in der Vergangenheit viel von den emsigen Insekten gelernt und übernommen. Die Wabenbauweise der Bienen ist aus Flug- und Fahrzeugbau nicht mehr wegzudenken. Die hocheffiziente Sammelweise der Arbeiterinnen eines Bienenvolks ist beispielsweise Vorbild in Logistikprozessen, Computerprogrammen und sozialen Netzwerken.
Neben der gut bekannten Honigbiene, der glücklicherweise in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit zukam, gibt es aber noch weitere Bienenarten. Die Honigbiene ist eigentlich ein Nutztier, welches wie Rinder, Schafe oder Hühner Jahrhunderte lang domestiziert wurde. Ihr „wilden“ Schwestern kamen einst in großer Artenvielfalt vor. Allein in Deutschland leben 560 Wildbienenarten, rund 400 Arten sind davon in Brandenburg heimisch. Knapp die Hälfte der Arten muss leider auf der Roten Liste als gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft werden.
Bienen gehören neben Wespen und Ameisen zur Gruppe der Hautflügler, welche zusammen mit der Gruppe der Schmetterlinge und der Käfer besonders vom Artensterben betroffen sind.
Zum Weltbienentag am 20.05.2021 möchten wir Sie dazu ermutigen, sich für den Wildbienenschutz einzusetzen z.B. in dem Sie Strukturen in ihrem Garten schaffen, die Insekten anlocken. Dies können verschiedenste Blühpflanzen wie z.B. Natternkopf, Vogelwicken oder Nachtkerzen sein, die Nahrung bieten. Aber auch Trockensteinmauern oder sandige Stellen im Boden helfen Wildbienen wie der Sandbiene oder der gehörnten Mauerbiene Unterschlupf zu finden.
Außerdem helfen Sie, indem Sie die umweltverträgliche Landwirtschaft mit Ihrer Kaufkraft unterstützen, denn die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft und die damit einhergehende Überdüngung der Flächen hat massiven Einfluss auf den stetig zunehmenden Artenverlust.
Auch auf politischer Ebene tut sich was. Der Landtag Brandenburg behandelt aktuell den Gesetzentwurf für ein Gesetz zur Stärkung des Insektenschutzes, zum Erhalt der Artenvielfalt und der Kulturlandschaften des Landes Brandenburg. Dabei wird unter anderem thematisiert, wie in öffentliche Grünanlagen eine möglichst hohe biologische Vielfalt geschaffen werden kann oder wie zukünftig mit Pestiziden umgegangen wird.
Der NABU RV Westhavelland bewirtschaftet in Milow, Rathenow West und auf dem Albertinenhof in Albertsheim bereits Streuobstwiesen insektenfreundlich und fördert durch extensive Beweidung dort eine Vielfalt an Blühpflanzen. Auch im Projekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ (AuBe) setzen wir uns für den Insektenschutz ein.
Wenn auch Sie für den Umwelt- und Naturschutz aktiv werden möchten, laden wir Sie herzlich ein, bei der Streuobsternte im Spätsommer teilzunehmen oder sich im AuBe-Projekt für den Insektenschutz einzusetzen.
Kontakt:
Sophia Johannisson
Projektkoordinatorin
Tel: 0152 37807308
aube@nabu-westhavelland.de
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus 30 Jahre Beobachtungstätigkeit von Herrn Detlef Eichstädt.
Einführung in die Entomologie
Die Entomologie oder Insektenkunde ist ein Teilgebiet in der Zoologie. Insekten bilden die artenreichste Gruppe der Lebewesen. Dazu gehören z.B. Bienen, Hummeln, Zweiflügler, Käfer, Schmetterlinge, Ameisen, Libellen, Heuschrecken und Wanzen. Trotz der inzwischen intensiv in allen Weltregionen betriebenen Forschung ist noch nicht einmal die Erfassung der Arten einigermaßen abgeschlossen. Den derzeit 1,5 bis 1,75 Million bekannten Arten steht eine geschätzte Gesamtzahl von mehreren Millionen gegenüber.
Soweit eine kurze Einführung in die Thematik. In Europa, Deutschland oder Brandenburg steht die Beschreibung neuer Arten nicht im Vordergrund. Bei uns geht es in erster Linie um den dauerhaften Erhalt und Schutz der vorhandenen Arten. Dazu werden unter anderem Kartierungen in ausgewählten Biotopen oder Schutzgebieten durchgeführt, da vom Verlust der Lebensräume die größte Gefährdung der Arten ausgeht. Insekten reagieren schnell auf Veränderungen der Landschaft. Deshalb ist die Anzahl der Insektenarten, die auf einem Gebiet nachgewiesen werden, ein guter Indikator für die naturschutzfachliche Qualität des Gebietes und gegebenenfalls eine sich daraus ergebende Schutzwürdigkeit . Für diese Untersuchungen konzentriert man sich aus verschiedenen Gründen nur auf spezielle Insektengruppen, die besonders empfindlich auf Veränderungen der Umwelt reagieren. Dazu gehören unter anderem die Schmetterlinge, Käfer, Libellen oder Heuschrecken.
Zum Fang von Insekten werden unterschiedliche Methoden angewandt. Aktive Fangmethoden sind z.B. der Fang der Insekten mit einem Käscher, wo die Tiere aus der Luft oder von Blüten mit dem Kescher eingefangen werden. Neben dem „Suchen“ an der Vegetation, am Boden unter Steinen oder vermoderten Holzresten gehört auch das sogenannte „Klopfen“ zu den aktiven Methoden. Dabei wird unter herabhängenden Zweigen ein Tuch gehalten, auf den Zweig mehrmals kurz und heftig geklopft. Alle auf den Zweig vorhandenen Insekten lassen sich fallen und können im Tuch gut ausgewertet bzw. gezählt werden. Eine sehr ergiebige Methode zum Nachweis ist der Lichtfang. Dabei nutzt man die Eigenart vieler Arten aus, das sie nachts von einer starken Lichtquelle scheinbar magisch angezogen werden (siehe Foto). Diese Methode ist sehr effektiv, man kann eine Vielzahl von Arten nachweisen und sich sehr schnell einen guten Überblick über das im Biotop vorhandene Artenspektrum verschaffen. Eine spezielle Methode ist das „Ködern“. Hier werden Bäume mit einem Ködermittel (vergorende Früchte u.a. duftende, süße Mischungen) bestrichen, wo sich dann verschiedenen Insektenarten einfinden, um an diesem Köder zu saugen. Mit der heute verfügbaren sehr guten digitalen Fototechnik wird die Fotografie zur Dokumentation und Bestimmung von Insekten immer wichtiger. Damit können andere aufwendige Methoden durchaus ergänzt werden.
Neben diesen aktiven Methoden Insekten nachzuweisen gibt es auch noch passive Fangmethoden. Das sind in der Regel Vorrichtungen, wo sich die Insekten von allein hinein begeben. Dazu gehören z.B. im Boden vergrabende Gefäße (Bodenfallen). Da diese Methode nicht sehr selektiv ist, sollte dies nur bei Absicherung einer intensiven Kontrolle angewandt werden. Eine noch nicht sehr lang verfügbare und sehr spezielle passive Methode ist der Nachweis mit Duftfallen. Dabei werden vor allem die männlichen Tiere einer Art mit den arteigenen chemisch hergestellten Sexuallockstoffen (Pheromonen) angelockt. Diese Methode kommt ursprünglich aus dem gewerblichen Obst- und Gartenbau. Dort geht es um die Überwachung und gegebenenfalls Bekämpfung ausgewählter Arten. Sie ist aber auch auf andere, sonst schwer nachweisbare Arten anwendbar.
Noch ein paar Worte zur Literatur. Es gibt zahlreiche Bücher, für Einsteiger aber auch für Spezialisten. Zusätzlich können spezielle Museen mit Ihrem Bibliotheken und Sammlungen genutzt werden. Immer wichtiger und mit wesentlich weniger Aufwand verbunden sind heute die verschiedenen Angebote über das Internet. Die dort vorhandenen Dateien und Foren zur Bestimmung der Arten sind nicht mehr aus der täglichen Arbeit wegzudenken(unter anderem: www.lepiforum.de/ ; www.kerbtier.de/).
Die Arbeitsgruppe im NABU Regionalverband „Westhavelland“ existiert seit 1991. Zur Zeit besteht die Gruppe aus drei Aktiven. Hauptbearbeitungsgebiete sind bei allen die Schmetterlinge. Ein Kollege beschäftigt sich zusätzlich noch mit den Käfern. Engen Kontakt gibt es zu der in Brandenburg aktiven Fachgruppe Entomologie. Dort werden monatlich öffentliche Vorträge angeboten an dem sich auch die Rathenower Entomologen beteiligen (siehe Jahresplan 2013).
Schwerpunkte in der Arbeit der NABU- Gruppe bilden die jährlich Unterstützung der Sommerexkursion der Jugendgruppe und die Begleitung der Tagesexkursion zum Tag der Artenvielfalt. Ansonsten arbeitet jeder sowohl örtlich als auch zeitlich nach seinen individuellen Möglichkeiten.
Über die Geschäftsstelle kann der Kontakt zu den Einzelpersonen hergestellt werden. Dort können auch gefundene Insekten abgegeben oder bemerkenswerte Beobachtungen gemeldet werden. Vor zwei Jahren wurde bei einer Entrümpelung eines Grundstückes mehrere Insektenkästen geborgen. Diese Unterlagen können durchaus sehr interessant sein. In diesem Fall handelte es sich um Insekten, die vor ca. 50 Jahren alle im Westhavelland gesammelt wurden. Ein Vergleich ergab, dass dort Arten enthalten waren, die wir heute nicht mehr zu unserem Artenbestand zählen. Es ist ein wertvolles Zeitdokument sowohl hinsichtlich der regionalen entomologischen Arbeit als auch hinsichtlich der Bestandsveränderungen in unserer Region.
Wir suchen ständig Mitstreiter. Es ist ein sehr interessantes, spannendes aber auch sehr zeitaufwendiges Hobby. Man muss die Natur lieben, verbringt viel bei der Erfassung der Arten, wird aber teilweise mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt. Naturschutzfachlich ist diese ehrenamtliche Tätigkeit gar nicht hoch genug einzuschätzen. Nur mit Hilfe der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter können z.B. die Naturschutzbehörden umfassend tätig werden.
Also – die Geschäftsstelle wartet !
Detlef Eichstädt